Was wir in Deutschland brauchen, ist mehr Zeit und mehr Raum für Bildung. Kinder, Jugendliche und Erwachsene brauchen ein Umfeld, das ihnen das Lernen erleichtert, sie anspricht und motiviert. Die Räume müssen gemeinsames und individuelles Lernen unterstützen und so ausgestattet sein, dass zeitgemäße pädagogische Konzepte umgesetzt werden können. Pädagog_innen benötigen ausreichend Zeit, um sich beraten und austauschen zu können und um eine bestmögliche Förderung aller zu ermöglichen.
Die Realität unserer Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen und in der Weiterbildung sieht jedoch häufig anders aus. Bei den Schulgebäuden besteht ein Sanierungsstau von 34 Milliarden Euro (KfW-Bankengruppe), bei den Hochschulen gibt es einen Baubedarf von knapp 50 Milliarden Euro (Kultusministerkonferenz). Zudem haben Pädagog_innen zu wenig Zeit, um jedem einzelnen Kind und Jugendlichen die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen. Dies gilt insbesondere für die Umsetzung der Inklusion und für die erfolgreiche Integration von geflüchteten und asylsuchenden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Die Beschäftigten in Bildung und Wissenschaft eröffnen Kindern, Jugendlichen sowie jungen und älteren Erwachsenen den Zugang zur Welt. Aber: Gruppen und Klassen sind vielfach zu groß. Insbesondere für ein qualitativ hochwertiges Ganztagsangebot und für die Inklusion benötigen wir eine bessere personelle Ausstattung, mehr Schulsozialarbeiter_innen und weitere pädagogische Fachleute in allen Bildungseinrichtungen von der KiTa bis zur Hochschule.
Der zunehmende Personalmangel im Bildungsbereich ist besorgniserregend. Vielfach können Stellen an Schulen nicht durch pädagogisch ausgebildetes Personal besetzt werden. Ganz deutlich wird der Fachkräftemangel auch im Bereich der Kindertagesstätten: Hier fehlen nicht nur rund 300.000 Kita-Plätze, sondern auch zunehmend die entsprechend ausgebildeten Erzieher_innen. Im gesamten Bildungsbereich ist der Personalmangel eine Folge von Kürzungen in Bund, Ländern und Kommunen, fehlender Attraktivität pädagogischer Berufe und mangelnder Ausbildungskapazitäten. An den Hochschulen und in der Weiterbildung, zunehmend auch an Kindertagesstätten und Schulen, arbeiten viele Menschen mit befristeten Verträgen.
Von rund 700.000 Beschäftigten in der Weiterbildung sind 490.000 Personen – also 70 Prozent – als Honorarlehrkräfte bzw. als Solo-Selbstständige ohne soziale Absicherung tätig. Beim wissenschaftlichen Nachwuchs an Hochschulen haben ca. 93 Prozent befristete Verträge. Für alle Beschäftigten in Bildung und Wissenschaft müssen endlich Dauerstellen für Daueraufgaben geschaffen werden. Denn: Gute Arbeitsbedingungen sind eine zentrale Voraussetzung für erfolgreiche Bildung.
Wir brauchen mehr Geld für Bildung. Nur so wird es möglich sein, das Recht auf gute Bildung für alle zu verwirklichen. Die GEW hat genau errechnet, was die Umsetzung ihrer Forderungen für gute Bildung kostet. Und sie hat einen konkreten Vorschlag gemacht, wie das deutsche Steuersystem – zugunsten der großen Mehrheit der Menschen – verändert werden muss, damit die Bildungsvorhaben finanziert werden können. Gute Bildung ist keine Wunschvorstellung – sie ist eine Frage politischer Prioritäten! Deshalb sind folgende Maßnahmen nötig:
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