31.01.2017

Reiche können mehr zahlen!

Immer wieder heißt es, dass die oberen zehn Prozent über die Hälfte der Steuern zahlen. Verschwiegen wird, dass dabei nur die Einkommensteuer gemeint ist. Die Steuerbelastung der ärmeren Haushalte durch indirekte Steuern nimmt immer weiter zu.

Von: Ralf Krämer (ver.di)
ver.di Info-Grafik www.wipo.verdi.de

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Seit 1998 hat sich die Steuerbelastung der ärmeren Haushalte erhöht, die der Reichen wurde geringer. Denn die rot-grünen und die schwarz-roten Koalitionen haben den Spitzensteuersatz gesenkt und indirekte Steuern erhöht.

Immer wieder heißt es, dass die oberen zehn Prozent über die Hälfte der Steuern zahlen. Verschwiegen wird, dass dabei nur die Einkommensteuer gemeint ist. Dass die oberen zehn Prozent durch sie stärker belastet werden, ist aber gerecht: Sie beziehen schließlich über ein Drittel der gesamten Einkommen.

Doch die weniger Begüterten zahlen weit überproportional Verbrauchsteuern, Mehrwertsteuer und andere indirekte Steuern. Insgesamt trägt das reichste Zehntel nur gut 40 Prozent der Steuern. Rechnet man die Sozialbeiträge mit, ist es sogar nur ein Drittel.

So liegt die Steuerbelastung des oberen Zehntels mit 31 Prozent kaum höher als die des ärmsten. Selbst das reichste Prozent, mit über 10.000 Euro Monatseinkommen pro Person, zahlt nur 40 Prozent Steuern. Und die tatsächliche Belastung ist sogar noch niedriger, da ihre Einkommen und Vermögenszuwächse nur unvollständig erfasst werden.

ver.di fordert mehr Steuergerechtigkeit. Untere und mittlere Einkommensgruppen müssen entlastet werden. Die sehr hohen Einkommen und großen Vermögen können und müssen wieder mehr beitragen. Denn einen armen Staat können sich nur die Reichen leisten.


Kommentare (3)

  1. Georg Zenker
    Georg Zenker am 01.02.2017
    Sehr interessant und lesenswert!
  2. Volker Metzroth
    Volker Metzroth am 12.02.2017
    Es ist wichtig, darauf hinzuweisen. Wenn von Steuerentlastung die Rede ist, geht es immer um Einkommensteuer, wobei dann z.B. bei einer Anhebung des Grundfreibetrags so getan wird, als käme daß denen "unten" zugute. Das ist zwar nicht falsch, aber nur die halbe Wahrheit. In Euro und Cent ist die Entlastung von Einkommen im Bereich des Spitzensteuersatzes dabei ein mehrfaches höher als bei den kleinen Einkommen.

    Wir sollten auch an die indirekten Steuern ran. Eine Entlastung für alle wäre es z.B., die Mehrwertsteuersätze auf Medikamente und Hilfsmittel auf 7% zu senken, was die Endpreise und gut 10% verringern würde. Die Entlastung der Krankenkasse könnte hier zur Rückkehr zur paritätischen Finanzierung genutzt werden. Positive Auswirkungen auf Beitragssätze kämen allen rund 70 Mio. Pflichtversicherten inklusive Familienangehörigen zugute, auf dem Weg auch allen Kassen, die neben Transferleistungen auch für die Versicherungsbeiträge von Erwerbslosen und Rentnern ganz oder teilweise aufkommen.

    Und die "armen" Reichen hätten auch was davon, weil die Tabletten, die sie gegen jene Kopfschmerzen nehmen müssen, die ihnen unsere Umverteilungsvorschläge verursachen, auch billiger würden.
  3. Eckhard Chaborski
    Eckhard Chaborski am 17.03.2017
    Wiedereinführung bzw. Erhebung der Vermögenssteuer.
    Es ist völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar warum in unserem Land seit nunmehr 20 Jahren die Vermögenssteuer nicht mehr erhoben wird.
    Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass die Steuerbelastung der Reichen seit 1998 geringer geworden ist.

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