In zahlreichen Studien wurde der Nachweis erbracht, dass in Deutschland die so genannte Mittelschicht in Auflösung begriffen ist. Dazu gehören neben nichtselbständig Beschäftigten zunehmend auch Menschen mit einer hauptberuflich selbständigen Erwerbstätigkeit. Unternehmer zu sein bedeutet nicht per se reich zu sein, sondern für viele Solo-Selbständige und KleinunternehmerInnen ein hohes Maß an Selbstausbeutung. Auch die technologische Entwicklung der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass kleine und kleinste Betriebsgrößen möglich sind und die Wertschöpfung räumlich und zeitlich ungebundener wird.
Auf Grund dieser Veränderungen in der Arbeitswelt bedürfen auch Solo-Selbständige und andere KleinunternehmerInnen eines besonderen Schutzes der Gesellschaft. Umverteilen heißt für uns auch, eine gerechte Verteilung von Chancen und Risiken zwischen großen und kleinen Betrieben, zwischen Auftraggebenden und Auftragnehmenden einzufordern.
Aufruf zum Dialog
Unser Motto lautet seit der Gründung 1994: „Aus wirtschaftlicher Vernunft und sozialer Verantwortung“. Diesem Motto stellen wir uns täglich in unseren Mitgliedsunternehmen. Mit einem im April 2016 gefassten Beschluss, der „Sozialcharta für Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer“, fordert der OWUS-Dachverband die Politik insbesondere die im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien, zum umfassenden Dialog mit den betroffenen Gewerbetreibenden und freiberuflich Tätigen sowie ihren Interessenverbänden auf. Unser Aufruf richtet sich auch an die Branchen- und Berufsverbände sowie die Gewerkschaften, die Interessenvertretung für Solo-Selbständige zu einem unverzichtbaren Bestandteil ihrer Arbeit zu machen. Auch die Solo-Selbständigen und KleinunternehmerInnen sind gesetzlich verpflichtet, in Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern bzw. den Kammern der Freien Berufe Mitglied zu sein. Wir erwarten deshalb, dass sich die Kammern verstärkt auch um die Interessen dieser ihnen vom Gesetzgeber zugewiesenen Mitglieder kümmern.
Bessere soziale Absicherung und stärkere Rechte auch für Solo-Selbständige und Kleinunternehmer
Unser Unternehmerverband hat sich bereits 2006 für einen gesetzlichen Mindestlohn ausgesprochen. Dies ist seitdem die unveränderte Beschlusslage und wird es auch bleiben – so sehen wir die in unserem Gründungsmotto verankerte soziale Verantwortung. Aus wirtschaftlicher Vernunft sagen wir aber auch, dass es flankierende Maßnahmen für kleine Unternehmen geben muss, um einen notwendigen deutlich höheren Mindestlohn betriebswirtschaftlich umsetzen zu können.
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