Die mehr als 930 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln einwandfreie überschüssige Lebensmittel von Herstellern und Händlern und verteilen diese regelmäßig an bis zu 1,5 Millionen bedürftige Menschen in Deutschland. Dadurch kennen und erfahren unsere mehr als 60.000 ehrenamtlichen Helfer*Innen beide Seiten unserer Gesellschaft: den Alltag von armen, ausgegrenzten und perspektivlosen Menschen ebenso wie unseren Reichtum, der sich uns in völlig widersinniger Verschwendung und Vernichtung von einwandfreien Lebensmitteln zeigt. Unser Ansatz zu helfen ist seit jeher ein sozial-ökologischer. Unser Essen und unsere Güter sind wertvoll, unsere Rohstoffe endlich. Dennoch wird jedes achte Lebensmittel weggeschmissen. Wir brauchen nicht noch mehr, damit es allen gut geht. Wir müssen das Vorhandene nur gerechter verteilen. Und wir brauchen in unserer Überflussgesellschaft eine neue Wertschätzung für das Existentielle: für unsere Lebensmittel und für die Ressourcen, die verbraucht werden, um unser Essen zu produzieren. Wir können es uns nicht länger leisten, diese Ressourcen achtlos zu verschwenden.
Lebensmittel sind auch ein Schlüssel zu unserer Gesundheit. Eine ausgewogene Ernährung hilft Übergewicht zu vermeiden und sich mit allen wichtigen Nährstoffen zum Wachsen und Leben zu versorgen. Besonders arme und sozial benachteiligte Menschen wissen viel zu wenig darüber, wie sie sich günstig und nachhaltig gut ernähren können. Der bewusste, nachhaltige Umgang mit Lebensmitteln lässt sich übertragen auf alles andere, was Menschen für ein würdevolles, gutes Leben brauchen: nämlich eine gerechte Verteilung von Vermögen, von Chancen und Teilhabe. Daran mangelt es den Menschen, die in Deutschland in Armut leben. Längst verteilen die Tafeln nicht mehr nur Lebensmittel, sondern versuchen den Alltag von Menschen in Armut zu erleichtern, indem sie ihnen Spielräume für gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und die Integration in die Gesellschaft zu unterstützen – egal welcher Herkunft die Nutzer*Innen sind.
Verfestigung und Vererbung von Armut ist vor allem ein strukturelles Problem, wenn beispielsweise Alleinerziehende keine Chance haben, in Vollzeit arbeiten zu gehen, weil sie keine Betreuung für ihre Kinder finden. Wenn die Kinder armer Eltern arme Kinder sind, weil sie sich weder Kita-Platz, noch Studium, noch Sportverein leisten können. Jede*r muss die Perspektive zum Aufstieg haben. Wir wollen ein besseres und gerechtes Land für alle, die hier leben. Die Perspektivlosigkeit von sozial ausgegrenzten Menschen muss endlich in den Mittelpunkt von Politik gerückt werden: auch für den Frieden und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft muss Armut nachhaltig bekämpft werden.
Für die Tafeln geht eine soziale Wende Hand in Hand mit einer ökologischen Wende.
Wir fordern deshalb unter anderem:
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